Der Morgen am Brunnenmarkt beginnt sehr früh. Nachdem die Marktstandmitarbeiter*innen ihre Ware vom Großmarkt abgeholt haben, bringen sie diese zu ihren jeweiligen Ständen am Brunnenmarkt. Laut einem Standbetreiber, werden hier täglich pro Stand bis zu drei Tonnen Obst und Gemüse angekarrt und dann über den Tag hinweg verkauft. An Samstagen ist diese Zahl laut ihm sogar dreimal so hoch. Nachdem der Arbeitstag für viele zwischen 2:00 und 3:00 Uhr morgens am Großmarkt begonnen hat, wird er gegen 5:00 Uhr am Brunnenmarkt fortgesetzt, indem die Ware umgeschlichtet und schön angerichtet wird. Danach kommen schon in den frühen Morgenstunden die ersten Kund*innen und der Verkauf beginnt. Viele Marktstandler*innen arbeiten bis in die Abendstunden. Das Aufkommen der Fixstände in den letzten Jahren erleichterte den Arbeitsalltag dahingehend, dass zuvor – zusätzlich zum Transportieren der Waren zum Brunnenmarkt – jeden Morgen der Markstand neu aufgebaut werden musste.
Wie ein Marktstandler erzählt stammen die meisten der angebotenen Gemüse Produkte aus der Türkei, Spanien und Italien. Vor allem Tomaten finden ihren Ursprung im Stiefel Europas. Daneben finden sich auch Paprika aus den Niederlanden und das ein oder andere Bio-Inlandsgurkerl. Viele Markstandbetreiber*innen rufen laut ihre Angebote über den Markt hinweg und machen so potentielle Kund*innen auf sich aufmerksam und verkaufen – im Vergleich zu anderen Märkten in Wien – verhältnismäßig billig ihre Produkte. Jeder Stand kann selbst entscheiden wie teuer die Ware angeboten wird.
Wenn am Ende des Tages noch Ware übrig ist lagern sie einige Stände in nahe gelegenen Gebäuden zwischen und verkaufen sie am Folgetag. Oder aber Organisationen wie „Foodsharing“ holen Überschüssiges ab und bringen es unter Anderem zu der gemeinnützigen Wiener Tafel, die wiederum das Essen an Armutsbetroffene weitergibt.
Text: Luzia Kronberger
Quelle:
Protokoll der Teilnehmenden Beobachtungen im Dezember 2020, Luzia Kronberger