Biografische Perspektiven auf die Geschichte des Familienunternehmens

Audio-Beitrag: Biografische Perspektiven auf die Geschichte des Familienunternehmens

An einer der vielen Ecken des Brunnenmarkts steht der Blumenladen. Ein Blick in die Auslage zeigt eine bunte Vielfalt an Knospen, Blüten und Pflanzen.  

Dieser Laden ist im Besitz eines Ehepaares und wird als Familienunternehmen geführt. Wie aus einem Gespräch mit den Beiden hervorgeht arbeiten sie dort schon vierzig Jahre, doch auch bereits vor der Übernahme wurden dort Blumen verkauft.  

„Es war immer schon ein Blumenladen, i glaub des ist scho ochzig, hundert Joahr, glaub ganz friah woars a Eisgschäft, a Eisgeschäft und dann woar, die war a vierzig Joahr scho a Blumenloden“ (Besitzerin des Blumenladens) 

Und hier beginnt erst die Geschichte. Die Besitzerin beschreibt die Anfänge als eine harte und turbulente Zeit. Immerhin galt es für sie sich auf die komplett neue Situation einzustellen und nebenbei einen einjährigen Sohn zu versorgen. Und bevor die Familie in Wien eine Wohnung fand, mussten sie zuvor in die Stadt pendeln. Ihre Kinder waren früher durchaus immer im Geschäft und haben später dann auch gerne mitgeholfen. Doch den Laden werden sie wahrscheinlich in Zukunft nicht weiterübernehmen. Dies ist auch auf den harten Arbeitsalltag am Markt zurück zu führen: 

„Vier Uhr Tagwache, Fünf Uhr fahr ich, sitzt ich im Auto, fahr einkaufen. Sieben, halb acht bin ich im Geschäft bis achtzehn Uhr, des ist der Alltag.“ (Besitzerin des Blumenladens) 

Das beschreibt nur eine der Herausforderung im Marktalltag. Das Ehepaar beschreibt wie vor vierzig Jahren viele Stände von Österreicher*innen betrieben wurden. Nach und nach wurden diese von Menschen mit verschiedenen kulturellen Hintergründen übernommen und der Brunnenmarkt bekam zu dem wie er heute aussieht. Durch die verschiedenen Nationalitäten und Traditionen war es für das Paar schwierig eine Marktgemeinschaft weiter aufrecht zu erhalten. Möglicherweise ist hier die gegenseitige Verständigung und Kommunikation ein Schlüsselpunkt, wieso das Entstehen einer Gemeinschaft in diesem Fall nicht leicht ist. Die Veränderungen am Brunnenmarkt führten auch dazu, dass bei den Produkten der Fokus von Qualität auf Quantität wechselte. Dieser zunehmende Konsum und auch die Konkurrenz die damit stieg, brachten neue Herausforderungen für den Laden mit sich. 

Naja die Herausforderung is an und für sich durch diese ganzen Änderungen. […] Man hot einige Produkte daun gstrichn, ma hötts weg gnumma, daun is die Konkurrenz mehr worn und es san gewisse Dinge auf die wos die ganz anfoch einstöhn musst […]. Früher, sogn ma vor 40 Johr, wor die Kundschaft dankbar das was grigt hot, wor mehr zufrieden, hot des geschätzt, do wor ähm Wertschöpfung do. Des is heute nimma. Es is alles in Masse und Fülle do und do is ka Wertschöpfung do von diesn ganzen Produkten.“ (Besitzer des Blumenladens) 

Auch wenn momentan die Zeiten während einer Pandemie wieder etwas anders aussehen und noch einmal andere Schwierigkeiten mit sich bringen, lebt der Laden, unter anderem von seinen Stammkund*innen weiter. So wie er schon lange Jahre Teil des Straßenmarktes ist, wird er immer ein Teil dessen Geschichte bleiben.  

Text: Yonca Gärber

Quelle: 

Interview mit dem Ehepaar, die den Blumenladen führen, Jänner 2021, Yonca Gärber

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