Akteurszentrierte Perspektiven auf den Wandel

Ein zentraler Bestandteil der Analyse des Wandels von Märkten der im Zuge der Forschung und Lehrforschung zur Anwendung gebracht wird, ist die akteurszentrierte Analyse: Wer sind die Akteur:innen des Wandels? Wer gestaltet den Wandel an den Märkten – und mit welchen Interessen, Handlungsspielräumen und Widersprüchen?

Unsere Gespräche und Beobachtungen zeigten: Die Entwicklungen an den Märkten sind das Ergebnis komplexer Aushandlungen zwischen sehr unterschiedlichen Akteur:innen – mit unterschiedlichen Möglichkeiten zur Gestaltung und ausgestattet mit unterschiedlichen Ressourcen und Entscheidungsgewalt:

  • Marktstandler:innen stehen unter wachsendem Druck: steigende Mieten, veränderte Kundschaft, saisonale Schwankungen und bürokratische Hürden prägen ihren Alltag. Viele bemühen sich um Innovation – mit neuen Produkten, nachhaltigen Konzepten oder Kooperationen – stoßen dabei aber oft an strukturelle Grenzen.
  • Stadtverwaltungen und Bezirksvertretungen verfolgen häufig das Ziel einer „Aufwertung“ der Märkte – mit neuen Gestaltungskonzepten, Events oder Gastronomieangeboten. Diese Maßnahmen tragen zum einen zur Belebung des Umfelds bei, können aber auch bestehende soziale Milieus verdrängen.
  • Anwohner:innen und Nutzer:innen erleben die Märkte sehr unterschiedlich: als günstige Versorgungsorte, als soziale Treffpunkte, als wichtigen Teil ihrer Nachbarschaft– aber auch als Orte des Lärms oder des kulturellen Wandels.
  • Immobilienakteure und Investor:innen treten insbesondere bei Märkten mit starkem Aufwertungspotenzial in Erscheinung. Ihr Einfluss zeigt sich weniger direkt auf den Märkten selbst, sondern über neue Wohnbauten, steigende Mietpreise und Veränderungen in der Nachbarschaft. Märkte fungieren hier oft als „Qualitätsmerkmale“ und „Anziehungspunkte“ im Standortmarketing.
  • Lokale Initiativen und soziale Bewegungen setzen sich für den Erhalt ihrer Nachbarschaft und der Märkte ein, sie tragen zur Wiederbelebung bei – etwa durch Märktevents, Workshops oder partizipative Gestaltungsprozesse. Dabei besteht stets die Herausforderung, zwischen gemeinwohlorientierten Zielen und dem Wechsel dieser Initiativen nach einigen Jahren auf Grund von Ressourcen.

Diese Akteursgruppen aktive Mitgestalter:innen des städtischen Wandels und der Raumproduktion. Ihre Handlungen und Interessen überschneiden sich – und prallen mitunter aufeinander. Gerade in diesen Spannungsfeldern zeigt sich, wie politische, ökonomische und soziale Kräfte im städtischen Raum ineinandergreifen.

Das Analyseraster urbane Raumproduktionen bildet eine raumtheoretisch fundierte Analyse zur Untersuchung urbaner Transformationen. Mehr zur Methode der Akteurszentrierten Raumanalyse ist in der Publikation Arbeitsbuch – Raum – Theorie – Empire zu finden (Dlabaja, Nimführ, Groez 2025), welche im Springer Verlag erschienen ist.

Abbildung: Analyseraster urbaner Raumproduktionen, Dlabaja 2013, 2025

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